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"BRUCHSTÜCKE"

Stefanie Fleischhauer

Zeichnungen

Eröffnung: Freitag, 18.9. 20.00 Uhr 

(Die Eröffnung findet im Freien statt. Die Galerie darf nur von wenigen Leuten gleichzeitig betreten werden.)
Showdown: Freitag, 9.10. 20.00 Uhr
Ausstellung geöffnet am Freitag, 25.September von 18 bis 21 Uhr und Samstag, 3. Oktober von 18.30 bis 20 Uhr
 

Eröffnung im Rahmen der geltenden Hygienevorschriften

 

Stefanie Fleischhauer beschäftigt sich mit menschlichen Urängsten, in denen vererbte oder selbsterlebte Traumata zum Ausdruck kommen. Die Raumsituationen in den Zeichnungen verwischen die Grenze zwischen Fiktion und Realität, Elemente von Kinderzeichnungen schleichen sich in die realistischen Bilder ein. Ästhetische Klischees der Sowjetunion tauchen auf, russlanddeutsche Familiengeschichten werden erzählt. Stefanie Fleischhauer begibt sich auf eine sehr persönliche Suche nach den Auswirkungen, die die Vergangenheit auf einzelne Menschen wie sie selbst und auf bestimmte Bevölkerungsgruppen hat. Was ist geblieben von all diesen Erlebnissen, wie wirkmächtig sind sie noch heute? Sie selbst beschreibt ihre Suche so:

 

"Die Geschichte der Russlanddeutschen ist selten Thema. Jedoch ist seit jüngster Zeit ein auffallender politischer Rechtsruck zu beobachten, der besonders deswegen so erstaunt, da diese Bevölkerungsgruppe in den Jahren zuvor als politisch eher weniger interessiert galt. Auch die allgemeine Wahlbeteiligung war stets sehr gering. Eine Erklärung für dieses Phänomen könnte tatsächlich eine Aufarbeitung der Vergangenheit liefern – und das versuche ich mit meiner Arbeit. Es besteht ein Redebedarf, gerade bei der Generation meiner Großeltern, die teilweise noch Kriegstraumata mit sich herumtragen. Hungersnot, Deportation, Beschuldigungen, Straflager – auch diese Geschichten werden in meinen jüngsten Zeichnungen behandelt. Vor allem aber geht es um eine Identitätsfrage, denn diese verfolgt sie und auch mich selbst. Neben Kinderzeichnungen habe ich nach einigen Nachforschungen Dokumente gefunden, in denen viele Erlebnisse meiner Großeltern aufgeschrieben sind.

Eine der Bleistiftzeichnungen stellt die Situation dar, in der mein Urgroßvater nachts von sowjetischen Soldaten abgeholt und grundlos erschossen wird. Dabei wurde das gesamte Haus durchsucht und viele Dinge wurden beschlagnahmt. Der einzige Grund dafür war, dass meine Urgroßeltern eine andere Nationalität besaßen. Die Birken im Hintergrund stehen dabei sinnbildlich für Russland, was für mich diese große, unbekannte Heimat ist, in der ich zwar selber noch nie war, die ich jedoch durch familiäre Traditionen, Sprache und Erzählungen doch irgendwie verinnerlicht habe. Aus diesem Grund haben die Menschen auf meinen Zeichnungen meistens kein Gesicht. Es sind eben doch nicht meine eigenen Erinnerungen, sondern ich gebe diese nur von dem wieder, was mir wiedergegeben wurde. Meine Arbeit ermöglicht es auch mir selbst, mich besser kennenzulernen und über Vergangenes zu reden, das schon lange unter der Oberfläche „geschlummert“ hat. Das Ziel meiner Arbeit ist auch, diesen Prozess darzustellen und darauf hinzuweisen, dass wir Menschen aus unseren Fehlern lernen müssen, damit ein friedliches Miteinander möglich ist..."

Video zur Ausstellung:

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